Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

Energiespeicher Nechlin

Erbaut wurde der Speicher, ein alten Kornspeicher, wie er typisch für die Uckermark ist, wahrscheinlich vor 300 Jahren, danach mehrfach umgebaut und bis in die 1990-er Jahre noch als Speicher und Mühle genutzt.

Speicher 1920Speicher 1920Das älteste Foto des Nechliner Speichers datiert von 1920, eine Aufnahme im Winter.

Wir haben den Speicher, 1999 von der BVVG erworben, um ihn vor Verfall und Missbrauch zu schützen.

Das faszinierende an dem Gebäude, ist die gesamte Bauweise: der Bau ruht nicht auf seinen Wänden, sondern auf dicken hölzernen Pfeilern, gegründet auf meterdicken Säulenfundamenten, welche die gesamte Holzkonstruktion bis zum Dach hinauf tragen. Man könnte die Außenwände wegnehmen, und das Dach stünde fest wie zuvor. Dicke Lehmböden schützen das Erdgeschoss vor Frost von unten, darunter ist ein Hohlraum, den 2 Meter dicke Wände vom Äußeren trennen. Auf drei Etagen wurde Korn mit einer Schütthöhe von einem Meter gelagert. Die alte Treppe nach oben kennt die Schritte wohl aller Nechliner und so mancher erinnert sich noch an die schwere Arbeit an diesem Ort. Obwohl viele solcher Speicher in der Region existieren, sind wohl wenige so erhaltenswert und auch gut erhalten.

Sanierung

Bei der Sanierung haben wir größten Wert auf die Verwendung historischer Materialien und den Erhalt des Gesamteindruckes des Gebäudes gelegt. So wurde der Keller, ein wunderbares Tonnengewölbe, gereinigt, die Steine gesäubert und mit einen leichten Pinselputz geschützt. Die gesamte Holzkonstruktion wurde durch Erhitzen auf über 60 Grad von Holzschädlingen befreit. Einem Neubefall wurde durch dichtschliessende Fenster vorgebeugt, welche ortstypisch wieder als Eisengitterfenster ausgeführt wurden. Nicht mehr tragfähige Teile der Holzkonstruktion wurden fachgerecht erneuert.

Energiespeicher 2014Energiespeicher 2014Das gesamte Dach wurde abgedichtet und neu eingedeckt. Dabei kam ein Stahldach zum Einsatz, wie es auch früher bereits für Wirtschaftsgebäude verwandt wurde - mit der Besonderheit, dass in die Dachfläche nahezu unsichtbar Photovoltaik integriert wurde. Äußerlich wurde der Speicher in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt.  Im Inneren wurden unpassende nachträgliche Einbauten entfernt, wobei historisch interessantes erhalten blieb, wie die alte Elektoanlage, der Schaltschrank der elektrischen Mühle oder der Flaschenzug - denn das Gebäude sollten die Erinnerungen der Nechliner bewahren und gleichzeitig an ihr Leben erinnern.

Solararchitektur und Heizung
Das Gebäude wurde so konzipiert, dass es statt Energie zu verbrauchen, Energie erzeugt. Zu diesem Zweck wurde auf dem Dach eine fast unsichtbare PV-Anlage, entworfen von Astrid Schneider, installiert. Weitere PV-Elemente wurden an der Fassade untergebracht.

Die gelegentliche Nutzung des Gebäudes in der kühlen Jahreszeit wurde durch den Einbau eines Wasser-Luft-Wärmetauschers mit Gebläse im Erdgeschoss ermöglicht - da sämtliche Wärme aus erneuerbaren Quellen stammt, erfolgt dies vollkommen nachhaltig.
Die Beleuchtung erfolgt mittels Energiesparlampen bzw. LED.

Da der Speicher in der kühlen Jahreszeit wenig genutzt wird, wäre eine Wärmedämmung, welche sich aus Gründen des Denkmalschutzes ohnehin verbot, weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll gewesen. Die beste Energieeffizienz wurde also dadurch erreicht, dass sparsam saniert wurde, die Fenster und das Dach in einen dichten Zustand versetzt wurden und die gelegentliche Heizung vollständig aus erneuerbaren Energien erfolgt.

Nachhaltiges Bauen
Als Baumaterialien kamen nur ökologische Baustoffe zum Einsatz, größtenteils solche, die auch bereits vor zweihundert Jahren verwandt wurden, insbesondere Holz, Feldstein, Kalk und Stahl.
Die Holzkonstruktion wurde nicht auf chemischen, sondern auf wie oben beschrieben auf thermischen Wege von Schädlingen befreit.
Nicht eingesetzt wurden Aluminium und Kunststoffe.
 Die Umgebung des Energiespeichers wurde ortstypisch gestaltet: vor und neben dem Speicher wurde grossflächig historisches Kopfsteinpflaster neu verlegt. Ein Rosenbeet am Eingang erinnert an die Tradition des Rosenfeste in Nechlin. Vor dem Speicher wird alljährlich auch der Weihnachtsbaum des Dorfes geschmückt, bevor sich die Einwohner zur Weihnachtsfeier im Speicher treffen. Eine massive Holzbank vor dem Speicher ruft den Wanderer zur Ruhe. Hinter dem Speicher wurde ein kleiner Garten angelegt, der von Anwohnern bewirtschaftet wird.

Energie im Speicher

 Die Energie- und Heizkraftanlage im Energiespeicher Nechlin besteht aus:

  • Rapsöl-Blockheizkraftwerk (25 kW elektrisch),
  • Rapsdiesel-Blockheizkraftwerk (5 kW elektrisch),
  • Holzpellet-Heizkessel (30 kW),
  • Solarwärmeanlage (20 kW)
  • 11 Photovoltaikanlagen (45,5 kW) auf dem Speicher und umliegenden Gebäuden.

Der Speicher ist an das unterirdische Wärmenetz im Dorf angeschlossen.

Die gesamte Energieproduktion diese Anlagen (Gesamtleistung 110 kW) beträgt ca. 300.000 Kilowattstunden (kWh). Der Energiebedarf von Nechlin beträgt ca. 1.000.000 kWh.

Die hinter dem Speicher sichtbaren Windkraftanlagen (29.300 kW) erzeugen dagegen jährlich ca. 65.000.000 kWh und liefern ihre Energie überwiegend nach Berlin.

Photovoltaikanlagen

Die Photovoltaikanlagen des Energiespeichers speisen Strom in das öffentliche Netz ein und übernehmen batteriegepuffert eine Teil der Notstromversorgung. Installiert sind dachintegrierte Module von Uni-Solar:

  • auf dem Energiespeicher (14,5 kW),
  • auf dem Gästehaus (5,5 kW)
  • auf dem Schnitterhaus (17,4 kW)

sowie Fassadenmodule von Solarnova

  • am Energiespeicher (3,8 kW) und
  • am Schnitterhaus in Form von Verschattungsmodulen
  • bzw. solaren Fensterläden (3,2 kW).

Eine Aufdachanlage mit Notstromfunktion (1 kW) auf dem Haus Nechlin 7 versorgt die Rechentechnik über Batteriespeicher.

 

Blockheizkraftwerke

Zwei wassergekühlte Biokraftstoff-Dieselmotore sorgen für Strom und Wärme:

Rapsöl-Diesel (25 kW elektrisch, Wärme 40 kW) arbeitet als inselbetriebsfähiger Synchrongenerator und übernimmt auch bei Ausfall des öffentlichen Netzes automatisch die örtliche Versorgung.

  • jährliche Stromproduktion ca. 75.000 kWh
  • jährliche Wärmeproduktion ca. 120.000 kWh
  • jährlicher Rapsölverbrauch ca. 24.000 Liter
  • Tankvolumen: 10.000 Liter Rapsöl

Rapsdieselmotor (5 kW elektrisch, Wärme 14 kW) mit Asynchrongenerator arbeitet im Netzparallelbetrieb als Reserveaggregat.

  • jährliche Stromproduktion ca. 2.500 kWh
  • jährliche Wärmeproduktion ca. 7.000 kWh
  • jährlicher Biodieselverbrauch ca.  1.000 Liter.
  • Tankvolumen: 1.000 Liter Biodiesel

Pelletkessel

Für die Übergangszeit und als Reserve steht ein automatischer Holzpellets-Kessel (40 kW) im Speicher bereit. Die Pellets befinden sich hinter dem Gebäudes in einem Silo und werden über einen Schneckenförderer gefördert.

  • jährliche Wärmeproduktion ca. 30.000 kWh
  • jährlicher Pelletverbrauch beträgt ca. 5 Tonnen.

Meßtafeln

An der Straßenseite des Speichers zeigt eine große (3 x 1 Meter) Infotafel aktuelle Werte der Energieproduktion auf historischen Zeigerinstrumenten an - ein Blickfang für jeden, der vorbeikommt.

Die Meßgeräte zeigen die augenblickliche Leistung der verschiedenen Typen von Solaranlagen sowie des Rapsöl-Blockheizkraftwerkes. Bei ausreichend Sonnenschein sind die Unterschiede der Produktion der Solaranlagen je nach Typ und Himmelsrichtungslage gut erkennbar. Die Windkraftanlage in der Vitrine wird von den Solaranlagen versorgt und dreht sich ausnahmsweise nicht bei Wind, sondern nur bei Sonne. Die Meßgeräte stammen Schulen und wurden im Physikunterricht verwandt.

Meßtafel am SpeicherMeßtafel am Speicher